Wer die Norm macht, hat den Markt
Der Erfolg europäischer und deutscher Quantentechnologien wird maßgeblich von marktrelevanten Standards und Normen abhängen – sowie deren intelligenter Verknüpfung mit bereits bestehenden Halbleiter-Technologien im Allgemeinen und Künstlicher Intelligenz im Besonderen. Normung und Standardisierung können dabei nicht früh genug mitgedacht werden. DIN agiert hier als Plattform für den Austausch zwischen Expertinnen und Experten unterschiedlichster Branchen und Bereiche. Konkret sind das Forschende und Anwender*innen, Wirtschaftsunternehmen, die Politik und Verbraucher*innen. In diesem Rahmen können gemeinsam Herausforderungen, Handlungsfelder und Chancen der Quantentechnologien diskutiert werden. Als nationales Mitglied bei der ISO ist DIN außerdem die Schnittstelle zur internationalen Normung. Dabei vertritt DIN nationale Interessen.
Eine Roadmap als Zielvorgabe
Unter der Leitung von DIN wurde bereits im Jahre 2022 für CEN und CENELEC die europäische „Standardization Roadmap on Quantum Technologies“ erarbeitet, die im März 2023 vorgestellt wurde. Diese Roadmap thematisiert Normungsbedarfe und konkrete Umsetzungsvorschläge für alle Bereiche der Quantentechnologie. Damit ist sie das weltweit erste Dokument, das die technische Regelsetzung von Quantentechnologien ganzheitlich betrachtet und sich nicht nur auf einzelne Anwendungen konzentriert. Die Roadmap gibt einen Ausblick über die zukünftigen Entwicklungen der Technologie und priorisiert schlussendlich die einzelnen identifizierten Normungsbedarfe.
Leuchtturm für Innovationen: Standards weisen den Weg.
Nationale, europäische und internationale Gremien
Neben der Erarbeitung der weltweit ersten Normungsroadmap für Quantentechnologien hat DIN die Gründung des europäischen Gemeinschaftsgremiums CEN/CLC/JTC 22 „Quantum Technologies“ initiiert, das ebenfalls Anfang 2023 seine Arbeit aufgenommen hat. Dieses von DIN geleitete Gremium ist für die Entwicklung von Europäischen Normen und Standards zuständig und bearbeitet aktuell Themen wie beispielsweise Metriken und Terminologie für die Quantentechnologien. Das Gremium definiert derzeit darüber hinaus funktionale Anforderungen an Module für das Quantencomputing.
Auch international beschäftigen sich bei ISO und IEC Expertinnen und Experten mit diesem innovativen Thema. So werden in einer Arbeitsgruppe (WG 14) des gemeinsamen technischen Komitees zur Informationstechnologie (JTC 1) internationale Normen zum Thema Quanteninformationstechnologie erarbeitet. Ein weiteres Unterkomitee (SC 27) beschäftigt sich mit einem speziellen Gebiet der Quantenkryptografie – der Quantenschlüsselverteilung (sprich: Quantum Key Distribution, kurz: QKD).
Aufgrund der zukünftigen Bedeutung des Themas haben sich ISO und IEC entschieden ein neues gemeinsames Technisches Komitee JTC 3 für Quantentechnologie zu gründen. Das neue Gremium wird sich mit Normung und Standardisierung von Quantentechnologien mit den Schwerpunkten Basistechnologien, Quantenkommunikation, Quantencomputing und Quantenmetrologie konzentrieren. Dieses Komitee wurde vom BSI in Großbritannien initiiert und wird seit Anfang dieses Jahres auch vom BSI geleitet.
„Die Standardisierung spielt für die Quantentechnologien beziehungsweise deren zukünftige Entwicklung eine essenzielle Rolle und sollte – auch aus strategischen Gründen des internationalen Wettbewerbs – möglichst frühzeitig in Europa begonnen bzw. weitergeführt werden.“
Aktuelle Aktivitäten im Bereich Quantentechnologien
Bei DIN beschäftigt sich als zentrale Anlaufstelle für deutsche Expertinnen und Experten, die sich in der Normung engagieren möchten, der Arbeitsausschuss „Quantentechnologien“ mit den Anforderungen an Quantentechnologien und spiegelt die oben genannten Aktivitäten auf nationaler Ebene. Weitere Informationen dazu finden Sie auf der Themenseite von DIN.
Ihr Ansprechpartner:
Sie sind herzlich eingeladen, an der Normungsarbeit mitzuwirken und Ihr Wissen einzubringen. Marius Loeffler freut sich auf Ihre Antwort: marius.loeffler@din.de
