Die zentrale Bedeutung von Sustainable Finance

Reden wir über Geld:
Scheine und Finanzinstrumente​
Ausgabe
3 min
Ein Mann und eine Frau stehen mit erhobenen Armen auf einem Dach.

Wo ist das Geld?

Derzeit sind im Euroraum rund 16 Billionen Euro im Umlauf – allerdings nur die wenigsten in Form von Münzen und Scheinen. Physisch im Umlauf sind „nur“ circa 1,5 Billionen Euro. Damit hat sich der Bargeldumlauf seit der Euro- Erstausgabe im Jahr 2002 mehr als versiebenfacht. Spitzenreiter ist der 50-Euro-Schein mit einem kumulierten Wert von mehr als 700 Milliarden Euro. Die von der Bundesbank wegen Geldwäschegefahr sukzessive aus dem Verkehr gezogenen 500-Euro-Noten haben sich dagegen seit 2015 halbiert und machen unter dem Strich nur noch 150 Milliarden Euro aus. Der Großteil des Geldwertes befindet sich allerdings im Gewahrsam der Banken – entweder als kurzfristig verfügbare Sichteinlagen oder als langfristig hinterlegte Wertanlagen.

Geldmenge

Bezeichnet das in einer Volkswirtschaft im Umlauf befindliche Geld. Diese Größe ist ein Indikator für künftige Preisentwicklungen. Weil Geld Zahlungsmittel und Wertspeicher mit fließenden Übergängen ist, werden je nach Frage verschiedene Geldmengen definiert. M0 ist das Bargeld außerhalb der Banken. Bei M1 kommen noch Ersparnisse mit sofortiger Zugriffsmöglichkeit dazu. M2 ergänzt Geldanlagen mit zweijähriger Laufzeit. M3 umschließt dann noch Schulden und Wertpapiere.

Der Preis des Geldes

Der Wert des Geldes unterliegt den Gesetzen und Einflüssen des Marktes, allen voran der Inflation. Diese wird im Euroraum mithilfe des Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) gemessen, der wiederum auf länderspezifischen Warenkörben basiert. Unter einem Warenkorb verstehen Wirtschaftsexpert*innen eine repräsentative Stichprobe der Güter, die von Verbrauchcher* innen typischerweise gekauft werden. Diese Einheit wird zur Berechnung von Preisniveaus, Inflationsraten und anderen wirtschaftlichen Indikatoren verwendet. Die europäischen Warenkörbe unterscheiden sich deutlich voneinander: So gewichtet der deutsche Warenkorb Brot, Fleisch, Miete und Energiekosten stärker als Frankreich und Italien, wo beispielsweise die Ausgaben für Gastronomie und Mode eine größere Rolle spielen. Durch diese Methode sind die Daten der verschiedenen Länder miteinander vergleichbar. Nach einem jahrelangen Durchschnittswert von zwei Prozent sprang die Inflation von Mitte 2021 bis Oktober 2022 von ehemals 0,7 Prozent auf einen Höchststand von 10,6 Prozent, sinkt seither aber wieder. An gestrebt werden von den Zentralbanken zwei Prozent – dieser Wert soll ein gesundes Wachstum unterstützen und Kostensteigerungen gleich welcher Art dämpfen.

Hand in Hand mit dem Ausbau der Europäischen Union verlagern sich die Kompetenzen der nationalen Zentralbanken zunehmend zur Europäischen Zentralbank (EZB). Sie ist inzwischen maßgeblich für die gesamte europäische Geldpolitik verantwortlich, beispielsweise für den Leitzins, Wechselkurs-Entscheidungen, die Festlegung der Geldmenge und nicht zuletzt auch für die Bankenaufsicht inklusive eventuell notwendiger Rettungsschirme – falls die Aufsicht wenig Weitsicht bewiesen hat.

Dazu stehen der EZB zahlreiche Instrumente zur Verfügung: Schon die Ankündigung einer Leitzinserhöhung beeinflusst Märkte und Investitionsentscheidungen. Erhöht die Zentralbank dann tatsächlich den Leitzins, werden Kredite teurer, was die Kreditnachfrage reduziert und damit die Inflation dämpfen kann. Senkt die Zentralbank den Zinssatz, können Unternehmen und Haushalte dagegen leichter Kredite aufnehmen, was zu mehr Investitionen und Konsum führen kann. Ein zweiter wirksamer Geldhebel steht den Zentralbanken mit dem Kauf und Verkauf von Wertpapieren auf dem offenen Markt zur Verfügung – zum Beispiel in Form von Staatsanleihen und Wertpapieren von Geschäftsbanken. Damit erhöht die Zentralbank die umlaufende Geldmenge, was als geldpolitischer Stimulus wirkt. Umgekehrt kann die Zentralbank Wertpapiere verkaufen, um damit die Geldmenge zu reduzieren und die Wirtschaft zu bremsen

Die Wächter des Geldes

Der Wert des Geldes – und damit die Kaufkraft – ist permanent bedroht, beispielsweise durch Inflation und Finanzkrisen. Letztere kündigen sich in aller Regel an, sind sie doch zumeist Ausdruck eines aus dem Ruder gelaufenen bestehenden Systems. Dafür gibt es viele mögliche Gründe. Beispielsweise, wenn das Angebot im Laufe einer zunehmenden Finanzblase irgendwann die Nachfrage übersteigt.

Nach der Krise ist vor der Krise

Die Märkte haben ein schlechtes Gedächtnis. Das beweisen seit Beginn der Industrialisierung die Weltwirtschaftskrise 1929, die Dotcom-Blase Anfang dieses Jahrhunderts oder auch die globale Finanzkrise 2008. In all diesen Krisen spielten Überbewertungen und platzende Blasen in Kombination mit Spekulationsgier sowie mangelnde Regulierung eine verhängnisvolle Rolle.

Strategien gegen solche Krisen haben Konjunktur. Ihre Urheber sind Regierungen, Zentralbanken, internationale Organisationen wie der Währungsfonds IWF, staatliche Finanzaufsichtsbehörden und nicht zuletzt einzelne Wirtschaftsexpert* innen. Sie alle arbeiten kontinuierlich an Konjunkturprogrammen, Finanzreformen, Strategien für die Geldpolitik, Regulierungsszenarien wie auch an der Koordination der verschiedenen Strategien, Institutionen und Länder.

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