KI ist immer und überall
Künstliche Intelligenz steht erst am Anfang, die wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen von KI-Systemen für Industrie, Energiewirtschaft, Medizin, Politik oder auch Gesellschaft sind erst ansatzweise erkennbar. Zwar setzt laut dem Statistischen Bundesamt bereits jedes dritte Großunternehmen KI-Technologie ein, aber nur jedes sechste mittlere Unternehmen (50 bis 250 Mitarbeitende) und nur jedes zehnte der kleinen Unternehmen. Fast jeder zweite Betrieb nutzt Künstliche Intelligenz im Bereich der Spracherkennung, gefolgt von der Buchführung, dem Controlling und der Finanzwirtschaft.
KI auf dem Shopfloor
Die Möglichkeiten innovativer intelligenter Systeme sind bei Weitem noch nicht ausgeschöpft, wie die folgenden Beispiele belegen. Die vierte industrielle Revolution steckt vielerorts noch in Pilotprojekten fest, da steht schon die nächste Technologiegeneration vor den Werkstoren: Nach der digitalen Vernetzung durch Industrie 4.0 wird Künstliche Intelligenz Maschinen lernfähig machen. Roboter agieren dann selbstständig, Anlagen überwachen sich kontinuierlich im Rahmen von Predictive Maintenance und Prozesse optimieren sich automatisch in Abhängigkeit von Aufträgen und Ressourcen. Eine datengetriebene Prozessmodellierung kann unmittelbar die Produktqualität verbessern sowie Ausschussraten verringern. Die große Chance dabei: Mit effizienzsteigernden KI-Technologien kann die traditionell starke Industrie in Europa einen Wettbewerbsvorteil erringen.
„Der Einsatz von AI-Technologie wird unverzichtbar sein für die Wettbewerbsfähigkeit jedes Unternehmens. Zentrale Bausteine sind dabei gute Governance Tools, eine vertrauenswürdige AI und insbesondere auch die Umsetzung der europäischen Compliance-Normen für den AI Act."
Computer fahren besser
Beim autonomen Fahren geht es nicht nur um mehr Komfort, sondern primär um mehr Sicherheit. Denn wenn einer stört oder offensichtliche Fehler macht, dann der Mensch. Laut einer aktuellen Studie der University of Central Florida in Orlando reagieren autonome Fahrzeuge inzwischen souveräner als Humanoiden. Hauptgründe dafür sind eine bessere Übersicht dank zahlreicher Sensoren sowie eine deutlich kürzere Reaktionszeit. Überlegen sind Menschen eigentlich nur noch in Grenzsituationen wie in Baustellenbereichen, in der Dämmerung oder beim Abbiegen. Noch.
Bürokratieabbau dank KI?
Anfang 2024 mussten deutsche Unternehmen laut dem deutschen Statistischen Bundesamt insgesamt 12.265 Informationspflichten gegenüber dem Gesetzgeber beachten. Der „Papierkram“ verursachte unter dem Strich Kosten von mehr als 66 Milliarden Euro. Mit Künstlicher Intelligenz ließen sich diese Informationspflichten weitgehend automatisiert und damit deutlich wirtschaftlicher erfüllen. Mehr noch: Mustererkennung und darauf aufbauende maßgeschneiderte Entscheidungen sind eine Domäne der Bürokratie – und auch von Künstlicher Intelligenz. Damit könnten in Amtstuben, in Versicherungszentralen oder auch in der Finanzbranche Entscheidungen sehr viel schneller auf dem Tisch liegen, beispielsweise Baugesuche, Kreditanträge und leider auch Strafzettel.
KI-gestützte Diagnoseverfahren sind längst den Kinderschuhen entwachsen.
KI in der Medizin: Der digitalisierte Patient
Das Erkennen eines Krankheitsbildes oder auch die Auswertung eines Röntgenbildes erfordern viel Erfahrung. KI-gestützte Diagnoseverfahren werden in der Trainingsphase mit Tausenden von Krankenakten gefüttert. Danach lernt das System selbstständig weiter und findet im besten Fall neue Entscheidungskriterien, die bisher noch nicht entdeckt wurden.
Darüber hinaus können intelligente Systeme die Entwicklung neuer Medikamente beschleunigen – von der Ideenfindung über die Beschleunigung klinischer Studien durch realitätsnahe Simulationen bis hin zur personalisierten Medikamentenausgabe. Auch hier sind die möglichen Einsatzbereiche breit gestreut. Das Fraunhofer-Institut für Kognitive Systeme erforscht beispielsweise sowohl datengesteuerte Diagnostik von Frühgeborenen wie auch KI-gestützte Personalplanung im Krankenhaus.
Klar ist: KI verbraucht viel Energie. Wie lässt sich der Strombedarf senken und gleichzeitig Nachhaltigkeit fördern? Antworten erhalten Sie im nächsten Abschnitt unserer Titelgeschichte.
