Statt langer Suche in seitenlangen Dokumenten künftig relevante Abschnitte in Sekunden finden? Genau das soll die Normenrecherche mit NormChat ermöglichen – an dieser Lösung arbeitet die DIN-Gruppe derzeit.
Ob Ingenieurinnen und Ingenieure, Architektinnen und Architekten oder Fachplaner*innen – wer mit Normen arbeitet, kennt die Herausforderung: Welche Normen sind überhaupt relevant? Wo im Dokument steht die entscheidende Information? Bisher war die Normenrecherche oft zeitaufwendig. Doch nun arbeitet die DIN-Gruppe mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) an einer Lösung, die das ändern soll: NormChat.
DIGITALE HILFE FÜR DIE NORMENARBEIT
Bisher ermöglicht eine reine Volltextsuche nur Zugriff auf ganze Dokumente. Konkrete Informationen müssen Anwender*innen jedoch selbst in diesen Dokumenten recherchieren. NormChat soll dies ändern: Ein intelligenter, KI-gestützter Chatbot identifiziert relevante Normen, extrahiert zentrale Passagen und bereitet sie verständlich auf. Dabei geht es nicht nur um eine schnellere Suche, sondern auch um eine effizientere Nutzung. Das Tool hilft, die passende Norm für einen Anwendungsfall zu finden und die wichtigsten Abschnitte innerhalb eines Dokuments zu identifizieren. Zudem vergleicht es Normenreihen und beantwortet Fachfragen in verständlicher Sprache. Letztlich soll NormChat Unternehmen und Fachleuten den Zugang zu Normen erleichtern, Arbeitsprozesse beschleunigen und den Rechercheaufwand deutlich reduzieren. Eva Kellerer, Senior Produktmanagerin bei DIN Media und Projektleiterin des Projekts NormChat, erklärt: „Das Tool hilft dabei, die relevanten Normen für einen bestimmten Anwendungsfall zu ermitteln – zum Beispiel: Welche Norm benötige ich für die Montage einer Wärmepumpe? Auch konkrete Informationen innerhalb einer Norm kann NormChat finden, etwa: Wo steht in der DIN 1986 etwas zur getrennten Ableitung von Schmutz- und Regenwasser? Selbst bei komplexeren Fragen wie ‚Wie kann ich nachweisen, dass sich Trinkwasser nicht über 25 °C erwärmt?‘ liefert NormChat verlässliche Antworten.“

NormChat beantwortet Fachfragen zur Haustechnik – hier am Beispiel der getrennten Ableitung von Schmutz- und Regenwasser gemäß DIN 1986.
NEUE WEGE IN DER NORMENRECHERCHE
Mit NormChat entwickelt die DIN-Gruppe ein digitales Werkzeug, das über die Bereitstellung von PDFs hinausgeht. Es bietet leistungsstarke Such- und Analysetools, um Normen gezielter und effizienter zu nutzen. „Mit ChatGPT stand das ideale Tool bereit, um eine Assistenz für die Normenrecherche zu entwickeln“, erklärt Kellerer. „Wir können es isoliert von der Außenwelt gezielt für unsere Anforderungen anpassen. Zudem sind viele Nutzer*innen bereits durch eigene Erfahrungen mit ChatGPT vertraut“, ergänzt Normen Günzroth, Leiter Technologie-Services bei DIN Solutions.
NORMCHAT: INTENSIV GETESTET – UND BESTANDEN
Damit NormChat zuverlässig funktioniert, musste er intensiv getestet werden. Deshalb fand von November 2024 bis Ende März 2025 eine Beta-Test-Phase statt. Kellerer gibt Einblicke: „Mit einer Gruppe ausgewählter Anwender*innen haben wir NormChat im DIN-Haustechnik-Online-Dienst umfassend getestet. Sie haben die Antworten des Tools auf Vollständigkeit, Genauigkeit und Korrektheit geprüft. Gleichzeitig erhielten wir wertvolle Anregungen zu fehlenden Funktionen und Verbesserungsmöglichkeiten.“ Grundlegende Fehlerquellen wurden so beseitigt. Das erste Fazit: „Die Rückmeldungen waren sehr positiv und zeigen das große Potenzial des Tools“, so Kellerer.
SO GEHT’S WEITER MIT NORMCHAT
Aktuell plant DIN, noch 2025 einen KI-gestützten Online-Dienst zu veröffentlichen. Das Ziel: das Tool auf alle Online-Dienste von DIN ausrollen. Doch davor sind noch einige Schritte nötig, erklärt Eva Kellerer: „Wir wollen die Benutzeroberfläche optimieren und die Ergebnisse des Beta-Tests einarbeiten. Zudem müssen wir NormChat mit unserer Datenbank verknüpfen, damit das Tool die vorherigen Versionen kennt und weiß, welche Version der Norm aktuell ist. Nur so profitieren die Anwender*innen vollumfänglich.“