Wie Politik Normen strategisch nutzen kann

Politik muss Normung verstehen
Ausgabe
3 min
Katja Krüger schaut durch Glasfläche, reflektierte Umgebung im Hintergrund
© Götz Schleser

Normen können Märkte öffnen oder abschotten. Sie haben deshalb große Bedeutung und sollten von der Politik als strategisches und wirtschaftspolitisches Instrument verstanden werden, findet Katja Krüger, Leiterin Regierungsbeziehungen bei DIN.

„Ein Großteil unserer Arbeit besteht darin, Politikerinnen und Politkern zu erklären, wie Normung funktioniert und wie man sie strategisch nutzen kann“, sagt Katja Krüger, Leiterin Regierungsbeziehungen bei DIN. Seit 2017 arbeitet die gebürtige Nordrhein-Westfälin in der Gruppe, deren Leitung sie 2023 übernommen hat. „Normung steckt in praktisch allen Bereichen. Das macht unsere Aufgaben so spannend und abwechslungsreich“, sagt die 35-Jährige. Ein wichtiger Bestandteil sei dabei die Entwicklung von Strategien für die politische Kommunikation und deren Umsetzung, ergänzt sie. Zum Beispiel durch Positionspapiere, Stellungnahmen, persönliche Termine und zielgruppenspezifische Unterlagen verschiedener Art.

Normen als Instrument strategischer Politik

Dabei kommt Katja Krüger ihr Verständnis für Detailfragen zugute. „Ich habe mich schon immer sehr für Politik und die dahinterliegenden strategischen Überlegungen interessiert. Das Formulieren von Gesetzesparagraphen und welche Wirkung die Änderung einzelner Worte hat, begeistert mich sehr.“ Diese Präzision hilft der Mutter eines knapp ein Jahr alten Mädchens auch bei ihrem Hobby, nämlich Handarbeiten wie Nähen, Stricken und Häkeln. Und nichts ist dabei ärgerlicher als eine verlorene Masche, die zu spät entdeckt wird. Die gleiche Präzision ist an der Schnittstelle zwischen Normung und Politik gefragt.

Kooperation ist der Schlüssel

Gemeinsam mit ihren fünf Kolleginnen und Kollegen begleitet Katja Krüger Gesetzgebungs-, Umsetzungs- und Evaluierungsverfahren, die Normung betreffen. So hat sich die Gruppe Regierungsbeziehungen unter anderem dafür eingesetzt, dass Normen und Standards im Zuge des europäischen AI Acts – des weltweit ersten umfassenden Gesetzes zur Regelung von Künstlicher Intelligenz (KI) – dafür genutzt werden, die rechtlichen Anforderungen technisch zu konkretisieren.

Je besser Politik und Normung zusammenwirken, desto effizienter funktioniert der Gesetzgebungsprozess: Denn mit der Normung steht der Politik ein Instrument zur Verfügung, das Gesetzgebung schlank und effizient machen kann. Ein Grund: Technische Details müssen nicht im Gesetz selbst reguliert werden. Stattdessen bringen Expertinnen und Experten ihr Wissen direkt in die Normung bei DIN ein. In solchen Gremien arbeiten Fachleute aus der Privatwirtschaft sowie von Behörden und Ministerien zusammen.

Bei dieser Kooperation spielt die Kommunikation eine zentrale Rolle. Deshalb hat die Gruppe Regierungsbeziehungen ein enges Netzwerk zu Entscheidungsträger* innen auf allen politischen Ebenen aufgebaut: vom Europäischen Parlament über den Bundestag bis zu den verschiedenen Landtagen, Ministerien und untergeordneten Behörden. Jede Bundestagswahl bedeutet allerdings ein Stück weit einen Neustart für die Netzwerk- und Informationsarbeit – denn die politische Rochade reicht vom Bundestag bis in die Ministerien.

Normen und Politik – ein Erfolgsmodell für Europa

Doch dieser Einsatz lohnt sich. „Denn das Zusammenspiel von Normen und Standards auf der einen und Gesetzesinitiativen auf der anderen Seite ist das Erfolgsgeheimnis des europäischen Binnenmarkts“, sagt Katja Krüger. Produkte, die in einem Land zertifiziert sind, haben so Zugang zu allen 27 Mitgliedsmärkten. Dieser seit rund 40 Jahren bewährte Ordnungsrahmen wird aktuell auf den digitalen Raum ausgeweitet, beispielsweise auf Themen wie Künstliche Intelligenz oder IT-Sicherheit.

„Ein enges und partnerschaftliches Zusammenwirken von Politik und Normung sorgt für eine schlanke und effiziente Gesetzgebung.“

Regierungsbeziehungen bei DIN
Hat Ihnen der Artikel gefallen?

Weitere Artikel

Nach oben scrollen