Wettbewerbsfähigkeit Deutschland: Wo stehen wir?

Deutschland im globalen Wettstreit
Ausgabe
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Frau in Anzug springt dynamisch vor farbenfrohem Hintergrund mit grafischen Elementen

Wir können Wettbewerb

Ein Blick auf Deutschland als eine der führenden Industrienationen lohnt sich: Wie behaupten wir uns im globalen Wettbewerb? „Made in Germany“ – drei Worte, die für Qualität, Präzision und Zuverlässigkeit stehen. Ursprünglich als Warnung gedacht, wurde das Label 1887 von britischen Händler*innen eingeführt, um vor deutscher Importware zu warnen. Was die Britinnen und Briten nicht erwartet hatten: Die Produkte überzeugten im Wettbewerb und wandelten die Warnung zum Gütesiegel.

„Wettbewerb ist die wirksamste und genialste Entdeckung, um Spitzenleistungen zu erzeugen.“

Qualitätsinfrastruktur

Zentraler Baustein des deutschen Erfolgs ist die Qualität. Zu der trägt heute maßgeblich die Qualitätsinfrastruktur (QI) bei. Das nationale System sichert die Qualität von Waren, Dienstleistungen und Prozessen und schützt damit Verbraucher*innen. Anhand von definierten Normen und Standards stellt die QI einheitliche, überprüfbare und vergleichbare Anforderungen. Das Ergebnis ist Vertrauen in die Qualität. Um diese ganzheitlich sicherstellen zu können, berücksichtigt das System alles, was bei Qualität und Sicherheit eine Rolle spielt: von der Normung über Prüf- und Zertifizierungsverfahren bis hin zum Messwesen, der Marktüberwachung und der Akkreditierung von Prüf- und Zertifizierungsinstitutionen. Doch QI ist nicht nur in klassischen Bereichen wie Maschinenbau, Automobilindustrie und Medizintechnik wichtig. Mit den Herausforderungen der digitalen Transformation nimmt es die Qualitätsinfrastruktur Digital (QI-Digital) auf. Entscheidend dabei ist, „die bislang noch überwiegend linearen Ansätze in der Qualitätssicherung so zu gestalten, dass sie sich mit neuen Produkten und Services dynamisch weiterentwickeln – von der Entwicklung bis zum Recycling“, betont Christoph Winterhalter, Vorstandsvorsitzender von DIN. 

Vielfalt ist Trumpf

Eine zentrale Säule der deutschen Wirtschaft ist ihre Vielfalt. Die breite Aufstellung der Wirtschaft zeigt sich beispielsweise in der Unternehmensgröße vom global agierenden Konzern über familiengeführte Mittelständler bis zu lokal aufgestellten Kleinbetrieben. Bei den Branchen stehen klassische Maschinenbau-, Automobil- und Chemieunternehmen neben aufstrebenden Firmen aus den Bereichen IT, erneuerbare Energien und Biotechnologie. Gleichzeitig treten urbane Zentren wie München und Frankfurt als Innovations- und Finanzkraftquellen neben stark produktions- und exportorientierte Unternehmen in der Fläche. Das Ergebnis ist eine starke Wirtschaftsbasis.

Zwei Hände in farbigen Anzügen bei der symbolischen Staffelstabübergabe vor türkisfarbenem Hintergrund mit Kritzelgrafiken

Land der Patente

Patente gelten als Schrittzähler der Innovationskraft. Denn sie sichern Unternehmen das Recht, die eigenen Entwicklungen zu nutzen und zu vermarkten. Wer innovativ ist und Patente besitzt, hat einen Vorteil und kann eine führende Marktposition erzielen – das Prinzip fördert Investitionen in neue Verfahren und verhindert Nachahmungen. Deutschland ist bei Patenten traditionell sehr erfolgreich: In den Jahren 2000 bis 2020 haben Hochschulen in Deutschland knapp 26.000 Patente eingereicht – mehr als in jedem anderen europäischen Land. 2024 verzeichnete das Deutsche Patent- und Markenamt insgesamt 59.260 neu angemeldete Patente. Mehr als 40.000 gingen dabei auf inländische Unternehmen zurück. Im weltweiten Vergleich sind das allerdings bescheidene Zahlen: So entfiel im Jahr 2022 fast die Hälfte aller globalen Patente – 1,65 Millionen Stück – auf China. Die 27 EU-Länder, die USA, Japan und Südkorea brachten es dagegen zusammen auf 1,5 Millionen Schutzanmeldungen.

Normen und Patente sind zwei wichtige Säulen des Fortschritts: Während Patente individuelle Erfindungen durch exklusive Nutzungsrechte schützen und so Anreize für Forschung und Entwicklung schaffen, bündeln Normen und Standards das Wissen von Vielen und machen es für alle zugänglich. Diese Zusammenarbeit fördert Innovationen und beschleunigt die Verbreitung neuer Technologien – beispielsweise indem sie Marktzugänge erleichtert und neue Lösungen skalierbar macht.

Deutschlands wirtschaftliche Stärke beruht auf Qualität, Vielfalt und Innovationskraft. Doch die Herausforderungen wachsen. Welche Faktoren spielen künftig eine Rolle und wie sichern wir unsere Wettbewerbsfähigkeit in einer sich radikal verändernden Welt? Antworten darauf erhalten Sie in Teil 3 unserer Titelgeschichte. 

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