Digitalisierung als Wettbewerbstreiber
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Eine Illustration, die einen Mann im Anzug zeigt, der im Geldregen über der Erde springt.

500 Milliarden Euro – das Sondervermögen für Infrastruktur und Klimaschutz hat historische Dimensionen und ist größer als alles, was Deutschland bisher auf den Weg gebracht hat. Das Ziel: das Land fit für die Zukunft und wieder global wettbewerbsfähig machen. Doch Geld allein baut keine Brücken und keine Schulen. Es verlegt keine Stromleitungen, digitalisiert nicht die Infrastruktur und es reformiert auch nicht die Verwaltung. Letztere könnte ein Knackpunkt sein. 

Bürokratieabbau: Das 96-Milliarden-Euro-Potenzial

Bereits in den vergangenen Jahren wurden in fast allen Ressorts des Bundeshaushalts Milliardenbeträge nicht abgerufen – unter anderem für Investitionen, Förderprogramme oder Zuschüsse. Hauptursachen sind unter anderem langwierige Planungsverfahren und komplizierte Vergabeprozesse. Das Münchner ifo Institut beziffert die Kosten der deutschen Bürokratie auf 146 Milliarden Euro – pro Jahr! Der Leiter des ifo Zentrums für Industrieökonomik und neue Technologien Oliver Falck betonte: „Die Kosten von Nichtstun sind riesig, gemessen am Wachstumspotenzial, das im Bürokratieabbau schlummert.“ Deutschland muss deshalb seine Verwaltung reformieren und digitalisieren. Das Potenzial ist enorm: Würde die deutsche Verwaltung ähnlich digital arbeiten wie die in Dänemark, ließe sich die Wirtschaftsleistung laut Studien jährlich um rund 96 Milliarden Euro steigern.

Moderne Prozesse, verbesserte Wettbewerbsfähigkeit

Normung und Standards sind eine der Grundlagen, auf denen eine moderne Verwaltung basiert. Sie ermöglichen unterbrechungsfreie elektronische Prozesse von der Antragstellung über die Bearbeitung bis zum Bescheid. Dafür braucht es interoperable IT-Systeme und klare Schnittstellen zwischen den Verwaltungseinrichtungen auf Bundes-, Landes- und Kommunalebene sowie den Unternehmen. Digitale Verfahren können Projekte enorm beschleunigen: Statt PDF-Dokumente manuell zu prüfen, ermöglichen maschinenlesbare Datensätze es, Anträge, Prüfberichte oder Konformitätserklärungen in Sekunden zu erfassen. DIN unterstützt die Digitalisierung von Verwaltung und Wirtschaft unter anderem als Akteur der Initiative QI-Digital bei der Entwicklung einer digitalen Qualitätsinfrastruktur. Gemeinsame Standards sind dabei die Grundlage für verlässliche Schnittstellen, interoperable Systeme und automatisierte Prozesse. Smarte Standards, also maschinenlesbare und digital integrierbare Normen, ermöglichen hier die nahtlose Einbindung in digitale Anwendungen und sind ein Schlüssel für effiziente und skalierbare Prozesse.

Zwei Hände halten Papier und Geldstapel – digitale Verwaltung, Organisation und Strukturierung durch Standards

Normen und Standards ermöglichen eine moderne, digital vernetzte Verwaltung mit interoperablen Systemen, klaren Schnittstellen und automatisierten Prozessen. 

Die Wirtschaft fordert Reformen

Die Wirtschaft fordert mehr als nur Geld: Mitte Mai 2025 mahnte der Vorstandsvorsitzende des Baukonzerns Strabag, Stefan Kratochwill, gegenüber dem Handelsblatt: „Es reicht nicht, Milliarden in Aussicht zu stellen. Man muss ins Machen kommen. Wenn Deutschland ernsthaft Infrastruktur modernisieren will, muss es mutiger, schneller und digitaler werden.“ Damit hat er einen zentralen Punkt angesprochen. Der Hintergrund ist: Die eigentliche Bauzeit macht bei Bauprojekten nur einen kleinen Teil der Gesamtdauer aus. Planungs- und Genehmigungsverfahren verschlingen stattdessen bis zu 85 Prozent der Projektzeit. Normen wie die DIN 1045-1000 helfen konkret. Sie vereinfachen die Bauplanung und strukturieren die Kommunikation zwischen den Projektbeteiligten besser. Der geschäftsführende Gesellschafter des Bauunternehmens Wolff & Müller, Dr. Albert Dürr, sagt: „Die DIN 1045-1000 liefert konkrete Vorgaben, wer wann mit wem spricht, und unterstützt so die effiziente Zusammenarbeit bei Bauprojekten – ein echter Wettbewerbsvorteil für alle Beteiligten.“ Mit Blick auf das Infrastrukturpaket betont er:

„Ich bin überzeugt, dass das Sondervermögen einen psychologischen Effekt haben und eine Aufbruchsstimmung entfesseln kann – wenn wir es nicht zerreden.“

Richtig investieren ist das Gebot der Stunde

Das Infrastrukturpaket kann zum großen Wurf werden, wenn die Bundesregierung die Mittel effizient und nachhaltig einsetzt. Dafür braucht es allerdings klare und effiziente Planungs- und Genehmigungsverfahren. Normen und Standards wie die DIN 1045-1000 schaffen Ordnung in der Komplexität und sind ein wichtiger Teil der Lösung. Sie sind keine Gesetze, aber sie helfen als konsensbasiertes Regelwerk, unnötige Bürokratie zu vermeiden, Vertrauen zu schaffen und eine wettbewerbsfähige und resiliente Zukunft zu schaffen. Doch wie wird aus Klimaschutz ein Wettbewerbsvorteil – und welche Standards braucht es dafür? Mehr dazu lesen Sie im nächsten Kapitel.

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