Weltweit kompatibel
Internationale Normen helfen, Abläufe, Prozesse, die Kommunikation und vieles mehr zu harmonisieren. Sie sind für global aufgestellte Unternehmen wie BASF von zentraler Bedeutung, um auf den Märkten weltweit erfolgreich zu sein.
„In einer multilateralen Welt sind Standards wichtig, um im globalen Handel erfolgreich zu sein. Dies gilt insbesondere für Materialhersteller, die in verschiedenste Industrien liefern. Chemikalien werden schließlich in 90 Prozent aller Materialien eingesetzt“, sagt Dr. Adrian von Mühlenen, Product Owner (PO) Digital Material and Product Passport, BASF Intertrade AG, Zug, Schweiz. Ein Beispiel ist der Bereich des Kunststoffrecyclings. Die Wiederverwendung von Materialien ist grundlegend für den Erfolg der grünen Transformation rund um den Globus. Normen wie die ISO 22095:2020 helfen, transparent und überprüfbar über den enthaltenen Anteil an Recyclingmaterial (Rezyklatgehalt) bei einem Produkt oder einer Verpackung zu informieren.
Der Vorteil für Unternehmen wie BASF: Durch die Mitarbeit im Normungsprozess können sie im Gegensatz zu Gesetzen und Richtlinien die Standards mitgestalten und dafür sorgen, dass Normen auch für sie anwendbar sind. Hinzu kommt laut Dr. von Mühlenen der wertvolle Austausch mit Expertinnen und Experten aus anderen Branchen. Dieser helfe, ein ganzheitliches Bild von Liefer- und Wertschöpfungsketten zu erarbeiten. Eine wichtige Voraussetzung, um internationale Standards zu formulieren und Handelshemmnisse zu verringern.
Bundeswehr und NATO setzen zuerst auf zivile Normen
Neben der zivilen Anwendung sind Normen und Standards auch im militärischen Bereich von großer Bedeutung, um Qualität, Interoperabilität und Einsatzfähigkeit zu sichern.
Zivile Normen dienen wo immer möglich als Basis für militärische Standards, beschleunigen Verfahren, senken Kosten und fördern die Kompatibilität. Die Bundeswehr nutzt bevorzugt etablierte zivile Normen für die Entwicklung und Beschaffung von Wehrmaterial. Ein Grund: Normen schaffen in der Verteidigung den technischen Rahmen, um einsatzfähig zu sein. Für die Bundeswehr sind sie unverzichtbar, damit die Ausrüstung verschiedener Hersteller und Nationen reibungslos zusammenwirkt – gerade bei NATO-Missionen. Genügen zivile Normen den hohen militärischen Anforderungen nicht, wird zunächst versucht, diese wehrtechnischen Anforderungen in bestehende zivile Normen zu integrieren.
Erst wenn das nicht möglich ist, entwickeln Expertinnen und Experten aus dem Rüstungsbereich und der Industrie nach den Regeln der wehrtechnischen Normung bei DIN spezielle Verteidigungsgeräte-Normen (VG-Normen) oder Werkstoffleistungsblätter (WL). Peter Hecker, Gruppenleiter Maritimes & Verteidigung bei DIN, sagt: „Verteidigungsnormen veröffentlichen wir immer zweisprachig, auf Deutsch und Englisch. So können auch unsere Verbündeten wie beispielsweise Kanada, skandinavische Länder oder die Niederlande diese sehr einfach für ihre Bedürfnisse nutzen. Das ist ein Vorteil, beispielsweise wenn sie deutsches Equipment beschaffen und genormte Ersatzteile zur Instandsetzung benötigen.“
Standardisierung ist ein Globalisierungsmotor, im militärischen genauso wie im zivilen Bereich. Internationale Normen lassen sich als gemeinsame technische Sprache zwischen Handelspartnern weltweit verstehen. Standardisierung ist also kein Exportprodukt, sondern die Eintrittskarte zu internationalen Wertschöpfungsketten. Normen schaffen zudem Vertrauen – im Geschäftsleben und darüber hinaus.
Internationale Normen öffnen globale Märkte – doch was schafft das Vertrauen, dass Standards auch eingehalten werden? Das erfahren Sie im letzten Teil unserer Titelgeschichte.

