Vertrauen dank Überprüfbarkeit
Vertrauen ist die stille Ressource einer Gesellschaft. Es ist nicht fassbar, aber wichtig. Vor allem, wenn sich Bekanntes schnell ändert – wie im gegenwärtigen Transformationsprozess, der sich auf praktisch alle Bereiche von Wirtschaft, Politik und Gesellschaft auswirkt. Ein Grund: Normen und Standards machen sicht- und überprüfbar, was sonst verborgen bleibt – etwa im Umgang mit Künstlicher Intelligenz, im Gesundheitswesen oder bei Finanzströmen.
Einheitliche Messungen gibt es nur mit einer gemeinsamen Grundlage, das ist der Ansatz der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB). Weltweit verstehen alle dasselbe unter den physikalischen Größen Meganewton (Krafteinheit), Kilowatt (Leistungseinheit) oder Pikosekunde (Zeiteinheit, eine billionstel Sekunde). Sie sind Vokabeln einer universellen Sprache. Metrologie, die Wissenschaft vom Messen, und Standardisierung sind damit für die PTB untrennbar miteinander verbunden. Und es ist entscheidend, sie optimal aufeinander abzustimmen. Das Metrologie-Institut entwickelt vor diesem Hintergrund innovative Messtechnik für die großen Herausforderungen unserer Zeit, beispielsweise für die Energiewende, die Digitalisierung und für innovative Technologien wie die Quantentechnologie. Das Ziel dabei: Messungen, auf die sich Menschen verlassen können und die Akzeptanz schaffen. Damit leistet die Bundesanstalt einen wichtigen Beitrag zur Bildung eines fairen, marktwirtschaftlichen Wettbewerbs. Davon profitieren deutsche Unternehmen: Denn einheitliche Messstandards sind die Grundlage, um Qualität und Sicherheit zu gewährleisten und um internationale Handelshemmnisse abzubauen.
„Damit unsere Qualitätsinfrastruktur funktioniert, brauchen wir eine solide metrologische Grundlage – und dazu gehört eine eindeutige Standardisierung. Nur wenn alle Bausteine gut zusammenspielen, können wir die Qualität liefern, für die deutsche Produkte stehen – und damit auch in Zukunft wettbewerbsfähig bleiben."
Prof. Dr. Cornelia Denz, Präsidentin der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt
Standards sind damit mehr als technische Vorgaben
Standards sind Ausdruck gemeinsamer Werte. Eine Vertrauensbasis zwischen Unternehmen und Kunden, Staat und Gesellschaft, Gegenwart und Zukunft. In einer komplexen Welt sind sie zentrale Pfeiler des gesellschaftlichen Zusammenhalts und wirtschaftlichen Erfolgs. Und dieses Vertrauen ist grundlegend für den Erwerb von öffentlichen und privaten Investitionen. Wie wichtig Normen für moderne Wirtschaftsaktivitäten sind, konstatierte bereits 2020 die Deutsche Handwerks Zeitung (DHZ). Mit Bezug auf die DIN EN ISO 9001, die die Anforderungen an Qualitätsmanagementsysteme festlegt, heißt es in dem Fachmedium: „Diese weltweit anerkannte Norm ist aus dem Wirtschaftsleben kaum noch wegzudenken, denn ein funktionierendes Qualitätsmanagementsystem stärkt das Vertrauen der Kunden in die Fähigkeiten der Organisation, steigert die Kundenzufriedenheit, trägt zur Transparenz der Abläufe bei und verbessert insgesamt Leistungen und Fähigkeiten einer Organisation.“ Die DIN EN ISO 9001 ist also wichtig, weil sie strukturelle und prozessuale Anforderungen definiert und global anerkannt ist. Organisationen können mit ihr Abläufe klar definieren, überwachen und verbessern. Das reduziert Verschwendungen und Reklamationen und verbessert so dauerhaft die Wettbewerbsfähigkeit. Der Erfolg der Norm zeigt sich daran, dass heute die meisten Institutionen in der Industrie und im öffentlichen Sektor ein nach DIN EN ISO 9001 zertifiziertes Qualitätsmanagement voraussetzen.
Gerade neue und disruptive Technologien wie Künstliche Intelligenz fordern uns heraus. Zur Beantwortung von ethischen und sicherheitsrelevanten Fragen braucht es Standards wie die DIN/TS 92004, um Leitlinien zur Identifikation und Analyse von Risiken in KI-Systemen zu schaffen.
Verantwortung nutzen – Zukunft gestalten
„Ein Investitionspaket von historischer Dimension liegt auf dem Tisch. Es verspricht Transformation, Resilienz und Fortschritt. Doch mit der Summe wächst auch die Verantwortung. Denn am Ende bezahlt die Gesellschaft heute mit Vertrauen, morgen mit Zinsen. Das Sondervermögen ist kein Blankoscheck fürs Geldausgeben und kein Selbstbedienungsladen. Es ist vielmehr ein Vertrauensvorschuss der kommenden Generationen, dass wir heute die richtigen Weichen stellen. Diesen müssen wir gemeinsam zurückzahlen, mit klugen Entscheidungen, verlässlichen Verfahren und transparenten Prozessen“, sagt Christoph Winterhalter, Vorstandsvorsitzender von DIN.
Für die Nutzung des Sondervermögens sind Normen und Standards unsere Trümpfe: Mit ihnen können wir begründen, warum wir was wann wie machen. Sie sorgen für Effizienz, wo Prozesse ins Stocken geraten würden. Sie bieten Orientierung, wo Komplexität lähmen könnte. Und sie schaffen Verbindlichkeit, wo Verantwortung abgewälzt würde. In einer Zeit, in der Geschwindigkeit oft als oberstes Gebot gilt, sind es Normen, die sicherstellen, dass Eile nicht zu Aktionismus wird. Auch die Politik hat das erkannt und schon 2017 in der Deutschen Normungsstrategie festgeschrieben: „Normung und Standardisierung in Deutschland dienen Wirtschaft und Gesellschaft zur Stärkung, Gestaltung und Erschließung regionaler und globaler Märkte.“ Seit 1975 regelt der Normenvertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und DIN die partnerschaftliche Zusammenarbeit von Staat und Normung. Dieses System hat sich bewährt: Statt selbst komplexe technische Vorschriften zu formulieren, verweist der Staat auf etablierte DIN-Normen. Das bedeutet für die öffentliche Hand weniger bürokratischen Aufwand und mehr Raum, sich auf ihre Kernaufgaben zu konzentrieren. Gleichzeitig profitieren Unternehmen von klaren, praxisnahen Vorgaben, die sie mitgestalten können und die Flexibilität und Innovationskraft fördern. Ein Erfolgsmodell, das auch für die weitere Zukunft von zentraler Bedeutung ist.
Auf der Hannover Messe 2025 führte Anfang April der Bundesverband der Deutschen Industrie eine Diskussion zur strategischen Bedeutung von Normen durch. Das Fazit des Verbands: „Normen sind weit mehr als bloße technische Regelwerke – sie bilden das Rückgrat unseres europäischen Binnenmarktes und sind entscheidend für die wirtschaftliche und geopolitische Stellung der EU. In einer Zeit, in der Europa wirtschaftlich und politisch unter Druck steht, bieten Normen die Chance, die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und technologische Führerschaft zu sichern. Die EU befindet sich inmitten eines Transformationsprozesses hin zu einem grünen, digitalen und zirkulären System. Um dabei nicht den Anschluss zu verlieren, muss Normung als strategisches Instrument erkannt und gezielt genutzt werden.“
Deutlicher lässt es sich kaum sagen: Normung ist ein strategisches Instrument, das die Wettbewerbsfähigkeit stärkt, Innovationen fördert und gesellschaftliches Vertrauen schafft. In einer Welt im Wandel bietet sie Orientierung und Stabilität – für Unternehmen, Politik und Gesellschaft. Mit Bereitstellung des Sondervermögens ist es an der Zeit, diesen Trumpf strategisch auszuspielen: Die Deutsche Normungsstrategie hilft, die historische Chance zu nutzen und Deutschlands Position als eine der führenden Wirtschaftsnationen zu sichern.
Sie brauchen Normen. Normen brauchen Sie.
Normen sind auf Ihre Mitarbeit angewiesen – denn sie basieren auf der Expertise von vielen und bauen auf unterschiedliche Sichtweisen. Dabei profitieren Sie mehrfach: Sie können Ihr Fachwissen in die Normung einbringen und damit gemeinsam mit anderen die Inhalte von Normen mitgestalten. Gleichzeitig profitieren Sie von einem großen Netzwerk. Wir freuen uns auf Ihre Mitarbeit.

