Herr Dr. Bollig, bis wann ist klimaneutrale Mobilität in Deutschland erreichbar?
Transformation zur klimaneutralen Mobilität entschlossen mit Innovationen und Investitionen voran: Allein bis 2026 investieren wir rund 220 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung, wir bauen bis 2030 für mehr als 100 Milliarden Euro unsere Werke um. Wir setzen alles daran, klimaneutrale Mobilität so schnell wie möglich zu realisieren. Leitmotiv ist dabei für uns auch, diese Transformation zu einer Erfolgsgeschichte zu machen, mit Vorteilen für Gesellschaft, Industrie – und vor allem für das Klima. Dann, und nur dann, wird unser Ansatz weltweit kopiert – und nur so kommen wir beim globalen Klimaschutz voran.
Wo steht Deutschland bzw. Europa im internationalen Vergleich in diesem Bereich?
Europa will der erste klimaneutrale Kontinent werden. Ein Ziel, das wir aus voller Überzeugung unterstützen und an dem wir bereits mit maximaler Kraftanstrengung arbeiten. Dabei gilt: Für die ambitioniertesten Klimaziele der Welt braucht es auch die weltweit besten Standortbedingungen – die Politik muss also entsprechend flankieren. Berlin und Brüssel sind allerdings weit entfernt von dem Engagement, das sie von der Wirtschaft einfordern.
Um Klimaneutralität zu ermöglichen und uns gleichzeitig resilienter und diversifizierter aufzustellen, braucht es jetzt deutlich mehr Tempo und Entschlossenheit bei Handelsabkommen, genauso bei Rohstoff- und Energiepartnerschaften. Die Märkte werden hier aktuell weitgehend ohne uns verteilt. Die Politik muss hier größer denken und schneller agieren, damit die Mission Klimaneutralität für alle zum Erfolg wird. Aktuell wird Zeit verspielt, die wir nicht haben. Das kostet uns Wettbewerbsfähigkeit – und letztlich somit auch Wohlstand.
Welche Technologien werden die Mobilität der Zukunft prägen? Gelten Wasserstoff und E-Fuels Ihrer Einschätzung nach als Alternativen zur elektro-basierten Mobilität?
Wo und wie können internationale Standards die Wertschöpfungsketten der Zukunft unterstützen?
Die Automobilindustrie ist weltweit vernetzt und auf nahezu allen Märkten präsent. Über Standardisierung werden die Anforderungen an Produkte, Systeme und Lösungen vereinheitlicht. Konsequenterweise benötigen wir internationale Standards, um den Aufwand bei der Entwicklung und Produktion für regionale Sonderlösungen zu minimieren. Darüber hinaus führt der internationale Ansatz zu einer schnellen und konsequenten Durchsetzung und Anwendung sicherer, umweltfreundlicher und effizienter Technologien. Die Herausforderung besteht dabei vor allem auch darin, die Standards technologieoffen zu gestalten, um weiterhin den Wettbewerb für noch bessere Lösungen zu befördern.
Wann und in welchen Bereichen werden sich Quantencomputer in der Automobilindustrie durchsetzen?
Wann kommt der digitale Produktpass für Fahrzeuge? Wird er vor allem Batterien oder das gesamte Fahrzeug umfassen?
Droht uns der gläserne Fahrer? Wie können sich Privatpersonen gegen Datenmissbrauch rund um ihre Mobilität schützen?

Dr. Marcus Bollig
ist Geschäftsführer Produkt und Wertschöpfung beim Verband der Automobilindustrie (VDA) e. V.