MHP und DIN: Start einer Bewegung
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Die Management- und IT-Beratung MHP und DIN sind auf den ersten Blick ein ungleiches Gespann: daten- und zahlengetriebenes Beratungshaus versus gemeinnütziger Verein. Im Kern teilen beide die gleiche grundlegende Überzeugung: Normen und Standards sind für die deutsche Wirtschaft ein wertvolles strategisches Werkzeug im globalen Wettbewerb. Jetzt arbeiten MHP und DIN auf dem Feld der KI zusammen, um durch Normen und Standards „KI made in Germany“ zu einem Erfolgsmodell zu machen, wie Christian Stapel (MHP) und Thomas Schiemann (DIN) im Interview erklären.

Herr Stapel, warum beschäftigt sich ein Unternehmen wie MHP so intensiv mit Normen und Standards, besonders im Hinblick auf KI?

Stapel: Standards spielen bei uns in der Konzeption von KI-Projekten schon lange eine entscheidende Rolle. Die dabei von uns verwendeten Standards und Modelle haben wir größtenteils selbst entwickelt. Wir sind aber von einem überzeugt: Wir brauchen allgemein anerkannte Normen, um KI in vollem Maße nutzen und den Erfolg eines KI-Projekts leichter für unterschiedliche Kunden reproduzieren zu können. Klar ist auch: Wir Unternehmen in Deutschland und in Europa müssen Normen und Standards aktiv mitgestalten, bevor es andere tun.

Herr Schiemann, welche Bedeutung hat es aus DIN-Sicht, dass sich ein Unternehmen wie MHP so stark für die KI-Normung einsetzt und die Zusammenarbeit mit DIN intensivieren will?

Schiemann: Die Zusammenarbeit mit MHP steht in großen Teilen für genau das, was wir mit unserer Arbeit in unserem neuen Bereich strategische Partner- und Kundenbeziehungen (SPK) für die Umsetzung der Deutschen Normungsstrategie, insbesondere zur Vernetzung von Interessengruppen und zum Aufbau neuer Prozesse und offener Plattformen zur Koordination, erreichen wollen. Es geht uns darum, die strategische Bedeutung von Normen und Standards durch kundenorientierte Pilotprojekte in die Köpfe von Unternehmensentscheidern zu bringen, die Kundenperspektive in einem derart neuen und innovativen Themenfeld möglichst frühzeitig in die Normungsarbeit einzubringen und konkrete Use Cases zur Identifikation von Normungs- und Standardisierungsbedarfen in unseren strategischen Schwerpunktthemen umzusetzen. Insofern ist es gleich in mehrfacher Hinsicht erfreulich und ein toller Erfolg, dass wir durch unser Engagement jetzt mit MHP einen so starken Partner für das Thema KI an der Seite haben. Weitere spannende Partner wie Start-ups und Technologieunternehmen stehen schon in den Startlöchern.

Thomas Schiemann, Mitglied der Geschäftsleitung und verantwortlich für strategische Partner- und Kundenbeziehungen bei DIN.

Was verspricht sich MHP von der intensiveren Zusammenarbeit mit DIN?

Stapel: Wir sind überzeugt, dass wir durch einen intensiven Austausch mit DIN und unsere aktive Beteiligung an Normung und Standardisierung zu noch besseren Lösungen für unsere Kunden und uns kommen. Wir glauben auch, dass die aktive Teilnahme an Normung und Standardisierung alternativlos ist, wenn sich die deutsche Wirtschaft auf internationalem Parkett nicht den Rang ablaufen lassen will. Wir brauchen Normen und Standards für die Entwicklung und den Einsatz nachvollziehbarer KI-Lösungen, um das Innovationspotenzial von KI-Lösungen voll ausschöpfen zu können. Gemeinsam mit DIN wollen wir deshalb nationale und internationale Standards auf den Weg bringen, die das ermöglichen.

Wie sehen Ihre konkreten Pläne für die Zusammenarbeit in der nahen Zukunft aus?

Stapel: Wir werden uns aktiv an der Umsetzung und Weiterentwicklung der Normungsroadmap KI beteiligen. Wir wollen zudem noch in diesem Jahr mit möglichst vielen unserer Kunden sprechen, gemeinsam ihre konkreten Normungsbedarfe auf dem Feld der KI identifizieren und das Feedback in die Normung einbringen. Wenn wir dann gemeinsam ein erstes internationales Normungsprojekt auf den Weg bringen könnten, wäre das ein toller Erfolg.

Schiemann: Wir wollen aus der Zusammenarbeit mit MHP und insbesondere mit Familienunternehmen im KI-Umfeld zunächst möglichst viel in Bezug auf Normungs- und Standardisierungsanforderungen lernen und bestenfalls eine Blaupause für weitere Projekte mit Kunden ableiten. Familienunternehmen denken in Generationen – hier wollen wir konkrete Unterstützung durch die Anregung von Standardisierung bei KI leisten und die Erkenntnisse breit kommunizieren. Wir führen hierzu auch Gespräche mit der Bundesregierung, für die das Thema KI eine hohe Bedeutung hat. Wenn wir durch die Zusammenarbeit mit MHP und andere Firmen zeigen können, dass DIN im Hinblick auf die digitale Transformation neue Wege geht und wir so ins Gespräch kommen, dann könnte das der Start von genau der Bewegung sein, durch die wir weitere Unternehmen für die strategische Mitarbeit in der Normung gewinnen können.

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