DIN im Digitalbeirat 2023
Ausgabe
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Sibylle Gabler über die Rolle des DIN und des Digitalbeirats hinsichtlich der Digitalstrategie der Bundesregierung und der damit verbundenen Entwicklungen

Sibylle Gabler über die Rolle von DIN im Digitalbeirat

Digitale Verwaltung, elektronische Patientenakte, Datenräume – die Herausforderungen in der Digitalisierung Deutschlands sind mannigfaltig. Die Bundesregierung hat eine ehrgeizige Digitalstrategie vorgelegt, welche vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) koordiniert wird. Es geht um die Umsetzung von Hebelprojekten, 24 Handlungsfeldern, 18 Leuchtturmprojekten und insgesamt 137 Zielen. Die Digitalstrategie der Bundesregierung setzt klare Transformationsziele, um Deutschland in die Spitzengruppe der Digitalisierungsvorreiter in Europa zu bringen. Derzeit belegt Deutschland im europäischen Index für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft (DESI) einen mittelmäßigen 13. Platz von 27 EU-Mitgliedstaaten, bei digitalen Diensten der Behörden ist es nur der 18. Platz. Das soll sich nun unter Führung des Digitalministeriums ändern – die Top 10 sind angestrebt.

Dabei haben Projekte mit sogenannter Hebelwirkung oberste Priorität. Diese sind Querschnittsinstrumente, die sich durch alle Maßnahmen und Leuchtturmprojekte der Digitalstrategie ziehen werden: einheitliche technische Normen und Standards, weltweites Engagement in der Standardisierung, leistungsfähigere Netze für die digitale Kommunikation, mehr und bessere Daten, sichere digitale Identitäten sowie moderne Register für die Verwaltung.

Unter den drei Themenfeldern „vernetzte Gesellschaft“, „Innovative Wirtschaft“ und „Digitaler Staat“ haben alle Ministerien gemeinsam 18 Leuchtturmprojekte definiert, die bis 2025 umgesetzt sein sollen. Dazu zählen Bereiche wie das Dateninstitut (BMI/BMWK), die elektronische Patientenakte (BMG), ein Ökosystem für digitale Identitäten (BMI), Manufacturing-X (BMWK), nachhaltige Digitalisierung in der Landwirtschaft (BMEL), Urbane Digitale Zwillinge (BMWSB) und das digitale Gefechtsfeld (BMVG).

DER DIGITALBEIRAT UND DIE ROLLE VON DIN

Digitalminister Volker Wissing hat einen Beirat der Digitalstrategie Deutschland – kurz: Digitalbeirat – einberufen, welcher sich mit den 18 Leuchtturmprojekten verschiedener Bundesressorts beschäftigt. Der Digitalbeirat setzt sich aus 19 Fachleuten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft zusammen. Seitens DIN bin ich für ein Jahr in den Digitalbeirat berufen worden. Ich betrachte das als eine Anerkennung für Standards als strategisches Instrument in der Digitalisierung und die wichtige Arbeit, die Expertinnen und Experten in den Normungsorganisationen leisten.

Die 19 Mitglieder des Beirats bringen neue Perspektiven und Impulse in die Bearbeitung der Digitalstrategie ein. Bei monatlichen Treffen schauen wir uns jeweils zwei Leuchtturmprojekte genauer an, geben qualitatives Feedback, stellen Querverbindungen her und sorgen so dafür, dass Projekte ganzheitlich betrachtet innen, wie Prof. Dr. Louisa Specht-Riemenschneider von der Universität Bonn und Dr. Thomas Koenen vom Bundesverband der deutschen Industrie (BDI) Teil des Gremiums.

Technische Normen und Standards sind eines der Hebelinstrumente der Digitalstrategie. Ich habe mir vorgenommen, die nötigen Schnittstellen zwischen der Normung und den Themenfeldern herzustellen. Oft geht es darum, auf bereits vorhandene Normen und Standards und die vorhandenen Strukturen in der internationalen Normung hinzuweisen. Gemeinsam mit Ministerien und Fachexpert*innen kann dann überprüft werden, wann DIN als Plattform für Standardsetzung bei neuen digitalen Lösungen einen Mehrwert bietet.

Ein Beispiel ist das Leuchtturmprojekt Dateninstitut, dessen Federführung bei BMWK und BMI liegt und für welches ich die Themenpatenschaft übernommen habe. Das Dateninstitut soll die Datenverfügbarkeit in Wirtschaft und Gesellschaft vorantreiben sowie Datentreuhand- und Lizenzmodelle etablieren. Eine tragende Säule im Konzept des Dateninstituts ist die Identifizierung und gegebenenfalls Erarbeitung von Standards entlang definierter Praxisbeispiele. DIN kann hier Impulse einbringen und auf schon vorhandene Strukturen verweisen. So hat etwa der DIN-Präsidialausschuss FOCUS.ICT zum Dateninstitut eine erste Stellungnahme abgegeben und empfiehlt die enge Zusammenarbeit.

Meine Arbeit als Beirätin trage ich auch in die Normungsarbeit hinein. Ich informiere bei DIN über die Digitalstrategie-Projekte, um den optimalen Beitrag der Normung zu ermitteln, die Strategie umzusetzen.

ZUR PERSON

Seit Januar 2023 ist Sibylle Gabler Mitglied der Geschäftsleitung von DIN für den Bereich External Relations.

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