Alle für alle: Gendergerechte Normung
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Anika Lischewskim Projektmanagerin bim Bereich Prozessmanagement und Prozessqualität, setzt sich für Gleichberechtigung und Teilhabe im Bereich der Normung ein. Besonders der Bereich Gender Responsive Standards liegt ihr am Herzen.
© Goetz Schleser
Anika Lischewski macht sich für Gendergerechtigkeit in der Normung stark: „Dabei geht es nicht nur um die Gleichstellung der Frau, sondern um die Gleichberechtigung und Teilhabe aller.“

175 Zentimeter groß, 78 Kilogramm schwer: Autounfälle werden an Crashtest-Dummies mit diesen Maßen getestet, Gurte, Airbags und Co entsprechend genormt. Wer anatomisch davon abweicht, ist im Ernstfall nicht optimal geschützt. So belegen Studien, dass sich Frauen bei Unfällen deutlich häufiger verletzen als Männer. Nur eines von vielen Beispielen, das zeigt: Es braucht Normen, die alle berücksichtigen – nicht nur beim Thema Sicherheit.

Seit Januar 2022 kümmert sich Anika Lischewski, Projektmanagerin im Bereich Prozessmanagement und -qualität bei DIN, um das Thema Gendergerechtigkeit in der Normung. Für die Essenerin eine Herzensangelegenheit: „Ich glaube, dass Gleichberechtigung und Chancengleichheit nur dann möglich sind, wenn wir alle Interessen sichtbar machen und diese Diversität auch in den Gremien repräsentieren. Als eine Art unsichtbare Infrastruktur können und müssen Normen dazu beitragen, denn sie berühren täglich alle Bereiche unseres Lebens – ob in Form von Produkten, Prozessen oder Dienstleistungen.“

Ein Ziel, das bei DIN wie auch auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene vorangetrieben wird. 2022 organisierte Anika Lischewski mit dem DIN-Kernteam Gendergerechtigkeit mehrere Workshops und baute einen eigenen Intranet-Wissensbereich auf.  

Auch mit europäischen und internationalen Normungsorganisationen wie CENCENELEC und ISO/IEC ist sie gut vernetzt. Ebenso wie DIN haben sie die UNECE Declaration on Gender Responsive Standards unterzeichnet, um einen ausgewogeneren Prozess der Normenentwicklung zu unterstützen und die Geschlechtergerechtigkeit in Normen selbst zu stärken.

„Es ist toll, mit den Kolleg*innen weltweit zu diskutieren, Best Practices auszutauschen und gemeinsam Lösungen zu entwickeln“, so Lischewski. Und das erfolgreich: Mit dem 2022 veröffentlichten ISO/IEC-Leitfaden „Gender Responsive Standards“ lässt sich jedes neue Normungsvorhaben bei der Erarbeitung auf Gendergerechtigkeit prüfen. Aktuell ist zudem der ISO-Leitfaden 53800 in Arbeit, der Organisationen dabei helfen soll, Geschlechtergleichstellung, Diversität und Inklusion erfolgreich umzusetzen.

„Als eine Art unsichtbare Infrastruktur können und müssen Normen zur Gendergerechtigkeit beitragen, denn sie berühren täglich alle Bereiche unseres Lebens.“

Auch abseits des Jobs lässt Anika Lischewski das Thema nicht los. Besonders gerne schmökert sie in Büchern, die sich mit Gleichstellungsthemen befassen oder besucht entsprechende Literatur- und Kulturveranstaltungen. „Rein rechtlich sind zwar alle Menschen gleichgestellt, die Realität sieht aber leider oft noch anders aus. Ich wünsche mir, dass bereits die nächste Generation in einer Welt lebt, in der Gleichheit nicht nur auf dem Papier existiert, sondern tatsächlich gelebt wird.“
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