Unter die Haut
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Lange gab es in Deutschland keine einheitlichen Vorgaben zu Sicherheit und Hygiene beim Tätowieren – die neue Norm DIN EN 17169 hat das geändert.

Wenn die Nadel summt und Farbe unter die Haut sticht, sollten Sicherheit und Hygiene an erster Stelle stehen. Zusammen mit dem künstlerischen Geschick des Tätowierers, versteht sich. Jeder fünfte Deutsche ist laut einer Studie der Universität Leipzig tätowiert. Das sind mehr als 16 Millionen Menschen, die mindestens einmal in ihrem Leben bei einem Tätowierer waren – und viele von ihnen ein paar bis viele Male mehr. Dennoch gab es in Deutschland und Europa bis zum April 2020 keine einheitlichen Vorgaben zum Thema Sicherheit und Hygiene beim Tätowieren. Das hat sich mit der DIN EN 17169 „Tätowieren – Sichere und hygienische Praxis“ geändert.

Verbraucher im Fokus

Die neue Norm definiert Anforderungen an Tattoo-Studios und Tätowierer. Unter anderem geht es um die Einrichtung der Räumlichkeiten, den Bereich, in dem tätowiert wird, die persönliche Schutzausrüstung und das Abfallmanagement. Auch wie die Geräte zu reinigen und desinfizieren sind und wie der Tattoo-Vorgang an sich ablaufen sollte, beispielweise im Umgang mit dem Kunden, beschreibt die Norm. Um Verbraucher zusätzlich zu schützen, ist zudem eine Vorlage für eine beispielhafte Einverständniserklärung enthalten. In dieser sollen dann unter anderem auch Informationen zu den eingesetzten Tätowierfarben enthalten sein. „Die DIN EN 17169 macht Tätowieren sicherer, weil die Kunden vor und nach der Tätowierung ausführlich mündlich und schriftlich über Eingriff, Risiken, mögliche Komplikationen und Nachsorgepflege aufgeklärt werden,“ erklärt Natalie Tang vom DIN-Verbraucherrat. Die neue Norm gilt dabei nicht nur für Tattoo-Studios, sondern auch für die in der Szene beliebten Messen. „Das war uns sehr wichtig, da immer mehr Menschen sich direkt dort tätowieren lassen“, so Tang.  

Europäische Zusammenarbeit

Die DIN EN 17169 wurde auf europäischer Ebene beim Europäischen Komitee für Normung (CEN) erarbeitet. Angestoßen haben sie die Verbände Deutsche Organisierte Tätowierer (DOT e.V.) und United European Tattoo Artists (UETA e.V.). Die Idee traf auch in vielen anderen europäischen Ländern auf große Zustimmung, die sich daraufhin in das Projekt einbrachten. So vereinheitlicht die europäische Norm die bisherigen Standards europäischer Verbände und Regelungen einzelner Länder. „Wir freuen uns, dass eine Norm entstanden ist, mit der alle Seiten zufrieden sind“, sagt Tang. „Das ist eine große Verbesserung für den Verbraucherschutz in diesem Bereich. Wo es vorher keinen einheitlichen Standard gab, haben wir jetzt eine europäische Norm geschaffen, die sich für die Verbraucherinteressen stark macht. Sie stellt eine praktische Handlungsempfehlung dar, mit der Gesundheitsämter einen guten Rahmen haben, um Studios anhand definierter Qualitätsstandards zu prüfen. Und auch die Tätowierer selbst können sich an klaren Vorgaben orientieren.“ So kann die Norm dazu beitragen, den Qualitätsstandard in der gesamten Branche anzuheben und die Verbraucher profitieren von sicheren Tätowiervorgängen.

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