Klimawandel hat höchste Priorität für alle Normungsaktivitäten
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© Götz Schleser

Text: Christoph Winterhalter

Welchen Beitrag die internationale Normungsgemeinschaft für nachhaltigen Klimaschutz leisten kann und muss, haben die 167 Mitglieder der International Organization for Standardization (ISO) in ihrer London Declaration festgeschrieben. Essenz: Mit einer gemeinsamen internationalen Strategie sind Normen und Standards ein entscheidender Hebel im Kampf gegen den Klimawandel.

„How do we work together, to get a big thing done?“ Der ehemalige US-Präsident Barack Obama stellte diese Frage bei seiner Rede im November 2021 vor den Delegierten der COP 26, der UN-Klimakonferenz im schottischen Glasgow. In seiner Frage steckt schon ein Teil der Antwort, denn mit „together“ unterstreicht er die Dringlichkeit, gemeinsam einen Weg im Kampf gegen den Klimawandel zu finden. Das gilt auch für die Welt der Normung. Normen und Standards können sowohl beim Klimaschutz als auch bei der Anpassung an den Klimawandel eine essenzielle Rolle spielen. Aufgrund ihrer breiten Akzeptanz und Anwendung sind sie ein wichtiger Hebel dafür, den menschengemachten Klimawandel zu stoppen und Anpassungsprozesse einzuleiten.

DIN und mit uns 166 weitere Normungsorganisationen als Teil der ISO sowie inzwischen auch die IEC und die europäischen Normungsorganisationen CEN und CENELEC haben mit der London Declaration nicht nur ein Versprechen zum Klimaschutz gegeben, wir haben darin auch einen gemeinsamen Weg aufgezeigt, wie Normen und Standards ihren Beitrag für mehr Klimaschutz leisten können. In der London Declaration verpflichten wir uns, verstärkt klimawissenschaftliche Erkenntnisse in der Normung zu berücksichtigen und so der Klimawissenschaft eine starke Stimme zu geben. Wir verpflichten uns, das klimapositive Potenzial von Normen und Standards zu heben und den Klimawandel als feste Einflussgröße im gesamten Normungsprozess zu berücksichtigen – sei es beim Entwickeln neuer oder beim Beurteilen bestehender Normen und Standards. Dazu entwickeln wir auch Kriterien, die die Klima‑ freundlichkeit von Normen bestimmen können. Das tun wir im Schulterschluss mit Wirtschaft, Politik und gemeinsam mit unseren Expert*innen in den Normungsgremien, ohne dabei die Wirtschaftlichkeit aus dem Blick zu verlieren, denn Klimaschutz und Wirtschaftswachstum müssen Hand in Hand gehen.
Diesen Kampf gegen den Klimawandel führen wir dann erfolgreich, wenn wir sämtliche Maßnahmen mit unseren europäischen und internationalen Partnern abstimmen und im Gleichklang umsetzen – und wenn uns der enge Schulterschluss von Wirtschaft und Politik hier in Deutschland gelingt. Denn das stärkt unsere Position in den europäischen und internationalen Gremien.

Mit seinem Normungsprogramm für Klimaschutz und Klimaanpassung wird DIN diesen Prozess nach Kräften unterstützen und federführend in der internationalen Normung mitwirken. Dadurch möchten wir Klimaschutz zum festen Bestandteil deutscher Normungsaktivitäten machen. So haben in Deutschland entwickelte grüne Basistechnologien die besten Voraussetzungen, zu internationalen Standards zu werden. Dazu gehört aber auch, dass DIN selbst den Prüfstand „Klimawirksamkeit“ bestehen muss, etwa wenn es beispielsweise um Dienstreisen seiner Mitarbeiter*innen geht.
Das Ziel ist unstrittig: Der gemeinsame Kampf gegen den Klimawandel muss für alle Normungsaktivitäten in der Zukunft mitgedacht werden. Normung bietet Wirtschaft, Politik und Gesellschaft die Plattform, den Weg zum Erreichen dieses Zieles auszugestalten und so einen entscheidenden Beitrag für mehr Klimaschutz zu leisten. Unsere Antwort auf Barack Obamas Frage lautet also: „A common strategy in standardization has the power to fight the big thing climate change!“

Christoph Winterhalter

ist Vorstandsvorsitzender von DIN und seit Januar 2022 zusätzlich Vice President Policy der internationalen Normungsorganisation ISO.

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