Die Zukunft der Normung ist spannend – digitale, maschinenlesbare Standards werden vieles vereinfachen. Auf dem Weg dorthin übernimmt DIN Solutions einen wichtigen Part. Die Stabstelle Strategie & Transformation und die Gruppe Technologie-Services engagieren sich gemeinsam für effizient nutzbare, endkundenoptimierte Lösungen.
Die DIN-Gruppe wandelt sich zum ganzheitlichen Dienstleister rund um die Entwicklung, den Vertrieb und die Anwendung von Normen. DIN Solutions trägt mit dazu bei. Seit 1. Juli firmiert die Gesellschaft, ehemals DIN Software, unter ihrem neuen Namen – und steht so auch nach außen noch erkennbarer für ihre eigenen Schwerpunkte, Kernaufgaben und Stärken. Diese hängen eng mit der digitalen Transformation von Gesellschaft und Wirtschaft zusammen. Entwicklungen wie die Industrie 4.0 geben die Richtung vor, wohin sich auch Normung und Standardisierung bewegen müssen: Gefragt sind Normen, die sich einfach anwenden lassen, in digitaler Form vorliegen und maschinell auswertbar sind. Was bedeutet das für DIN Solutions? Darüber machen sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stabstelle Strategie & Transformation Gedanken.
Fokus auf nutzerfreundliche Lösungen
„Wir wollen verstehen, wie sich Endkundinnen und Endkunden die optimalen Standards der Zukunft vorstellen, und möchten die digitalen Lösungen dafür anbieten“, sagt Sven Bergander, Leiter der Stabstelle. Ein Fokus liegt deshalb darauf, sich mit den internen und externen Stakeholdern zu vernetzen. Ob mit Endkundinnen und Endkunden, Vertreterinnen und Vertretern internationaler Gremien, Partnern oder innerhalb der DIN-Gruppe mit der DIN Solutions-Geschäftsführung und der Gruppe Technologie-Services. „Die Erkenntnisse helfen, konkrete Anforderungen festzulegen und auf dieser Basis Software-Architekturen, Datenstrukturen und Plattformen für DIN Media mitzugestalten“, betont der Stabstellenleiter.
Effiziente Nutzung von SMART Standards
Die Gruppe Technologie-Services konkretisiert diesen Ansatz. Sie erarbeitet innerhalb von DIN Solutions Lösungen für Anwendungsfälle für eine effizientere und digitalere Nutzung von Normen. Dabei kann es beispielsweise darum gehen, wie sich Normen in speziellen Formaten wie ReqIF bereitstellen lassen oder wie Künstliche Intelligenz bei der Recherche nach oder in bestimmten Standards unterstützen kann.
Ein Thema hat hohe Priorität: „Eine große Rolle spielt für uns, wie die bestehenden und künftigen digitalen Services SMART Standards verarbeiten können“, erklärt Normen Günzroth, Leiter der Gruppe Technologie-Service. SMART Standards lassen sich künftig automatisch von Maschinen oder anderen Systemen (zum Beispiel CAD) auslesen und anwenden. Damit das gelingt, müssen Normen in Topic- und festlegungsorientierte Bausteine aufgeteilt werden. Für die maschinelle Verarbeitung geben Expertinnen und Experten den SMART Standards bereits im Normungsprozess die erforderlichen Zusatzinformationen mit. An der Verwirklichung arbeitet die Gruppe gemeinsam mit der DKE sowie 43 Unternehmen, 14 Verbänden und neun wissenschaftlichen Einrichtungen in der Initiative Digitale Standards (IDiS), erläutert Andreas Wernicke, Stabsstelle Strategie & Transformation und Convener der IDiS-Arbeitsgruppe „DIN DKE SPEC ReqIF interpretation for public standards“.
Natürliche Sprache als Herausforderung
„Bestehende Normen in fragmentierte Inhalte zu zerlegen, ist nicht ausreichend“, betont Normen Günzroth. „Denn technische Regeln werden bisher überwiegend in natürlicher Sprache formuliert. Oft in langen Satzketten, die nur von Menschen interpretierbar sind.“
Ein Beispiel aus einer aktuellen Europäischen Norm: „Wenn die Temperatur 50 °C übersteigt oder der Druck 50 MPa überschreitet, müssen das Rohr und die Verbindungselemente aus einem Material gemäß DIN EN 1234 bestehen oder ein Elastizitätsmodul zwischen 15.000 und 18.000 N/mm² erreichen.“
Um allein die Inhalte dieses Satzes in maschinenlesbare und eindeutig interpretierbare Informationen zu zerlegen, können beispielsweise neun atomare Festlegungen (Triples) erstellt werden – jeweils aufgegliedert in Subjekt, Modal- und Hauptverb sowie Objekt und Relation. Natural Language Processing (NLP) mit Large Language Models (LLM) kann das Post Processing unterstützen, jedoch von Expertinnen und Experten bei der Normungsarbeit klassifizierte Festlegungen nicht ersetzen. Diese Informationen sind schließlich in maschinenlesbarer Form aufzubereiten. Erst dann ist der Inhalt so strukturiert, dass er maschinell deutlich effizienter ausgelesen werden kann.
Hinzu kommt die Herausforderung, dass entsprechende Informationsmodelle für SMART Standards auch einheitlich zwischen den verschiedenen Normungsorganisationen auf internationaler, nationaler und regionaler Ebene funktionieren müssen. Erste Prototypen für ein Informationsmodell, die in IDiS-Pilotprojekten erarbeitet wurden, sind bereits sehr vielversprechend. Ein wichtiger erfolgreicher Schritt auf dem Weg zum digitalen Standard – und für DIN Solutions, um auf dieser Basis innovative Lösungen für die Normenanwender*innen von morgen zu entwickeln.