Im Bau helfen Ökobilanzen von Produkten

Apfel oder Birne
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Ein Kind hält einen Korb voller roter Äpfel und grünen Birnen.

Wie groß der ökologische Fußabdruck eines Produktes ist, lässt sich gar nicht so einfach beantworten. Dazu braucht es genormte Kennzahlen über den kompletten Lebensweg – von der Rohstoffgewinnung bis zu Entsorgung oder Recycling. Diese liefert Sphera. Das Unternehmen ist Partner für Industrie und Behörden, wenn es um Ökobilanzen geht. Julia Goerke, Consulting Director bei Sphera, setzt sich in der Normung für nachhaltiges Bauen ein.

Was ist besser, Apfel oder Birne, Butter oder Margarine? Die E-Mail oder der Brief? Und wie steht’s um den ökologischen Fußabdruck des Elektroautos? Diese Fragen stellen sich einige Unternehmen. Expertin Julia Goerke liefert Antworten: Sie befasst sich seit mehr als 25 Jahren mit dem Thema Nachhaltigkeit. Bei Sphera liegt ihr Schwerpunkt neben der Teamleitung auf der Projektleitung von Ökobilanz- und EPD- (Automatisierungs-)Projekten für Firmen und Verbände im Bausektor. EPD steht für Environmental Product Declaration, Umweltproduktdeklaration: Sie enthält standardisierte Informationen zu den Umweltauswirkungen eines Produktes oder einer Dienstleistung über den gesamten Lebenszyklus. Anhand von EPDs lässt sich z. B. die Nachhaltigkeit von Gebäuden besser bewerten.

Gesucht: Ökobilanzierung für Gebäude

Julia Goerke kennt die Herausforderungen, die für Industrie und Behörden mit Ökobilanzen einhergehen: „Wenn ich wissen will, was den größten Einfluss auf den ökologischen Fußabdruck meines Produktes oder meiner Dienstleistung hat, benötige ich Daten. Ebenso, wenn es um die Frage geht, wo die ,low hanging fruits‘ sind, also, wo ich am einfachsten ansetzen kann, um Emissionen zu reduzieren. Das selbst festzustellen, ist nicht einfach: Dazu braucht es beispielsweise bei einem Produkt auch Informationen zu den Umweltauswirkungen der einzelnen Komponenten, aus denen es gefertigt wird. Nicht zu vergessen sind Informationen zur Nutzungsphase. Diese Phase kann manchmal sogar der Haupttreiber für Emissionen sein – beispielsweise bei einer Pumpe, die konstant Energie braucht.“

Luftaufnahme einer Stadt mit vielen Gebäuden und Grünflächen.

Um nachhaltig zu bauen, braucht es nicht nur dafür geeignete Rohstoffe und darauf abgestimmte Prozesse, sondern auch umweltbezogene Daten als Basis für Ökobilanzen.

Die Umweltexpertin

Julia Goerke von Sphera weiß, dass es einen guten Plan braucht: Denn ohne wird es schwierig mit der europäischen Klimaneutralität bis 2050. Die studierte Chemieingenieurin ist seit 2011 bei der Sphera Solutions GmbH beschäftigt. Als Consulting Director für den Bereich Building & Construction ist sie Expertin für Ökobilanzen. Ihr Wissen rund um nachhaltiges Bauen bringt Julia Goerke auch als Obfrau in die Normung mit ein. Sie ist seit Februar 2020 Convenorin der CEN/TC-350-Normung im Bereich Produktebene und im Deutschen Spiegelausschuss zu CEN/TC 350 vertreten.

Aussagekräftig per Klick

Sphera beschäftigt sich seit 30 Jahren damit, Daten zu den Umweltauswirkungen von Waren oder Dienstleistungen zu liefern – und zwar entlang des gesamten Lebensweges, beispielsweise von der Rohstoffgewinnung im Bergwerk bis zur Entsorgung beziehungsweise zum Recycling. Damit Kund*innen diese Kennzahlen für ihre Ökobilanzen möglichst einfach generieren können, bietet das Unternehmen eine Software an, die auf mehr als 15.000 Datensätze zugreift. Diese wurden sukzessive mit Partnern in Industrie und Behörden erstellt und kontinuierlich aktualisiert.

Transparent muss es sein

Der Bedarf an Informationen zu Umweltauswirkungen ist immens, weiß Julia Goerke: „Das Thema nimmt aktuell unglaublich Fahrt auf, Hintergrund ist der European Green Deal.“ Die EU hat sich verpflichtet, bis 2050 klimaneutral zu werden. Auf dem Weg dahin sollen die Netto-Treibhausgas- Emissionen bis 2030 um mindestens 55 Prozent im Vergleich zu 1990 reduziert werden. Wer als Unternehmen oder Behörde Treibhausgase vermeiden will, muss zunächst wissen, wie viel ausgestoßen wird, dies kontinuierlich messen und so Einsparpotenziale transparent machen. „Ökobilanzen sind dafür das geeignete Mittel“, betont die Expertin, „und Normen wiederum die Basis, um diese zu erstellen und die Ergebnisse zu kommunizieren.“ Die erste Norm in diesem Zusammenhang wurde 1997 veröffentlicht – DIN EN ISO 14040. Sie legt fest, was Bestandteil einer Ökobilanz ist. Das war ein wichtiger Grundstein, um überhaupt erst fair vergleichen zu können. Sphera ist in der Normung zur ISO 14040 bereits seit Jahren sehr aktiv.

Holzbretter auf Baumstamm: Stapel von Holzplanken auf einem Baumstamm.

Rund 40 Prozent der CO2-Emissionen stammen hierzulande aus dem Gebäudebereich. Somit gibt es noch reichlich Potenzial für grüneres Bauen.

Ein bunter Zollstock liegt in Form eines Hauses auf einer grünen Wiese.

Nachhaltiges Bauen

Was motiviert Julia Goerke, sich zusätzlich zu ihren Aufgaben auch in der Normung für nachhaltigeres Bauen zu engagieren? „Der Gebäudebereich ist in Deutschland für rund 40 Prozent der CO₂-Emissionen verantwortlich. Das ist viel und zeigt zugleich, dass es hier noch großes Potenzial für Verbesserungen gibt. Ich möchte zu mehr Nachhaltigkeit im Bau beitragen und das gelingt am effizientesten über die Normung“, erklärt sie. Sphera profitiert zudem direkt von den erarbeiteten Normen. Diese sind Voraussetzung, um Daten und Software korrekt zu erstellen – und elementar für die Entwicklung von Tools, die dabei helfen, Umweltproduktdeklarationen oder Ökobilanzen zu erstellen. „Darüber hinaus unterstützen uns Normen dabei, solide zu beraten“, betont die Expertin. Mehr als 7.000 Kund*innen zählt das Unternehmen mittlerweile, rund eine Million Anwender*innen in 80 Ländern nutzen die Software-Lösungen von Sphera.

Normen für hohe Qualität

Julia Goerke sieht weitere Vorteile durch Normung und Standardisierung: „Grundsätzlich bieten Normen der Industrie und den Entscheider* innen eine belastbare Grundlage auf dem Weg zu einem CO2-neutralen Europa. Indem wir uns bei DIN in der Normung engagieren, stellen wir sicher, nah an den aktuellen Entwicklungen relevanter Normen und Standards zu sein und diese selbst mitgestalten zu können. Das fließt in die Qualität unserer Software ein. Und aus Sicht der Normenausschüsse ist es ein Mehrwert, wenn Expert*innen mit jahrzehntelanger Erfahrung ihr Wissen aus der Praxis einbringen. Es ist eine Win-win-Situation.“

Einfacher Umweltfreundlich bauen

In Bezug auf den Gebäudebereich und auf Bauprodukte sind vor allem zwei Normen relevant, wenn es um Nachhaltigkeit geht:

DIN EN 15978 „Nachhaltigkeit von Bauwerken – Bewertung der umweltbezogenen Qualität von Gebäuden – Berechnungsmethode“ liefert eine auf der Ökobilanz basierende Berechnungsmethode, um die umweltbezogene Qualität eines Gebäudes zu bewerten. Außerdem stellt sie Hilfsmittel für die Kommunikation der Ergebnisse bereit. 

DIN EN 15804 „Nachhaltigkeit von Bauwerken – Umweltproduktdeklarationen – Grundregeln für die Produktkategorie Bauprodukte“ ist anwendbar für Bauprodukte, Prozesse und Dienstleistungen. Sie liefert grundlegende Produktkategorieregeln (PCR) für Typ-III-Umweltdeklarationen für Bauprodukte und Bauleistungen aller Art.

Nachhaltigkeit im Bau: Digitales Bauen (BIM) unterstützt
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