Frauen in der Normung: Warum wir mehr weibliche Vorbilder brauchen

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Der Weltfrauentag soll auf die Ungleichbehandlung und die Herausforderungen von Frauen aufmerksam machen. Eine stärkere Beteiligung von Frauen an der Normung, könnte mehr Standards für eine gerechtere und ausgewogenere Gesellschaft bringen.

Am 8. März wird der Internationale Frauentag gefeiert. Dieser Tag soll auf die Ungleichheiten und Herausforderungen aufmerksam machen, mit denen Frauen weltweit konfrontiert sind. Und er ist eine Gelegenheit, um die Beteiligung von Frauen an der Normung zu fördern und zu würdigen. Wenn Frauen sich in der Normungslandschaft engagieren, können sie ihre Perspektiven und Bedürfnisse bei der Entwicklung von Standards für eine gerechtere und ausgewogenere Gesellschaft einsetzen.

Normung hat in unserer Gesellschaft eine wichtige Funktion. Sie ermöglicht es uns, gemeinsame Standards zu schaffen, um sicherzustellen, dass Produkte, Dienstleistungen und Prozesse über Unternehmens- und Ländergrenzen hinweg sicher und nachhaltig sind.

Carola Mentrup der Drägerwerk AG hält verschiedene Sichtweisen und Gendergerechtigkeit in der Normung für unerlässlich.

Frauen sind in der Normung leider unterrepräsentiert. Dies hat zur Folge, dass ihre Bedürfnisse, ihre Perspektiven und ihr Wissen nicht angemessen berücksichtigt werden. Und das wirkt sich negativ auf das Gesamtergebnis der Normung aus. Denn Frauen haben oft spezifische Bedürfnisse, die in der Normung berücksichtigt werden müssen. Zum Beispiel müssen Produkte für Frauen oft anders gestaltet werden als Produkte für Männer.

Silke Sous vom Aachener Institut für Bauschadensforschung und angewandte Bauphysik hofft auf mehr Frauen in Normenausschüssen

Dass Frauen in der Normung unterrepräsentiert sind, hat verschiedene Gründe. Eine Ursache ist zum Beispiel die historisch gewachsene geschlechtsspezifische Arbeitsteilung in der Gesellschaft. Frauen sind häufig in Bereichen tätig, die traditionell als „weiblich“ gelten, wie in der Pflege oder im Einzelhandel. Die Normung beschäftigt sich mit technischen Fragestellungen, zum Beispiel im Maschinenbau oder im Bauwesen. Traditionell waren in diesen Bereichen weniger Frauen vertreten – was sich glücklicherweise nach und nach ändert.

Marie-Luise Stoll-Steffan von der Deutschen Gesellschaft zur Zertifizierung von Managementsystemen sieht in der Einführung von Gender-Mainstreaming-Strategien ein enormes Potenzial für Unternehmen und Organisationen

Ein weiteres Problem ist, dass Frauen oft weniger Zeit haben, sich an der Normung zu beteiligen, da sie oft neben ihrer Berufstätigkeit auch noch die Hauptverantwortung für die Betreuung der Familie tragen. Dies erschwert es, Zeit und Energie für die Mitarbeit in Normungsgremien aufzubringen.

Géraldine Liebert vom Aachener Institut für Bauschadensforschung und angewandte Bauphysik weiß um die Notwendigkeit von Kommunikation auf Augenhöbe bei der Entwicklung von Standards und Normen. Verschiedene Sichtweisen und Erfahrungen bereichern die Normung.

Gendergerechtigkeit war schon immer ein zentraler Bestandteil der Menschenrechte. Dass sie nun stärker in der Gesellschaft diskutiert wird, ist längst überfällig. Anstrengungen zur Förderung der Geschlechtergerechtigkeit sind entscheidend, um sicherzustellen, dass alle Menschen unabhängig von ihrem Geschlecht die gleichen Rechte und Chancen haben. Auch heute noch werden Frauen und andere nicht-binäre oder nicht-konforme Geschlechter häufig diskriminiert und benachteiligt, sei es durch ungleiche Bezahlung, fehlende Aufstiegschancen oder stereotype Rollenbilder.

Eine ausgewogene Vertretung von Frauen und Männern in der Normung stellt also sicher, dass die Bedürfnisse und Perspektiven beider Geschlechter berücksichtigt werden. Dies kann dazu beitragen, dass Produkte und Dienstleistungen für alle Menschen sicher und effizient sind und nicht aufgrund des Geschlechts oder anderer Merkmale diskriminieren.

Eine stärkere Beteiligung von Frauen und marginalisierten Gruppen an der Normung kann dazu beitragen, dass Normen und Standards entwickelt werden, die auch ihre Bedürfnisse und Perspektiven berücksichtigen.

Fest steht: Je ausgewogener Normungsgremien besetzt sind, desto besser werden unterschiedliche Perspektiven berücksichtigt. Normen und Standards können einen wichtigen Beitrag leisten, um Sicherheitsanforderungen zu definieren und Produkte für alle Menschen nutzbar zu machen.

Die Mitarbeit von Frauen in Normung und Standardisierung ist essenziell. Es sind aber immer noch relativ wenige und das muss sich ändern! Denn es braucht mehr weibliche Vorbilder in der Normung, damit die Perspektiven und Bedürfnisse aller Menschen bei der Entwicklung von Normen für eine gerechtere Gesellschaft berücksichtigt werden.

Mit der Women’s Week wollen wir einen Beitrag dazu leisten, diese Herausforderungen zu bewältigen und Frauen stärker in die Normungslandschaft einzubinden. Im Rahmen der Aktionswoche erklären Praktiker*innen aus der Normung, warum ein weibliches Engagement so essenziell ist.

Mach mit

Poste unter dem Hashtag #internationalwomensday ein kurzes Statement oder teile deine Erfahrungen und deine Visionen für eine Normungslandschaft, die alle Interessen und Geschlechter berücksichtigt.

Folgt außerdem Austrian Standards, DKE und SNV  für weitere Einblicke in gendergerechte Normung

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