Weshalb ist es wichtig, sich an die Folgen des Klimawandels anzupassen? Und wie können Normung und Standardisierung dabei unterstützen? Darüber sprachen wir mit Claus Kunz, Vorsitzender des Normenausschusses Wasserwesen (NAW) und stellvertretender Leiter der Bundesanstalt für Wasserbau (BAW).
Herr Kunz, Wirtschaft und Gesellschaft verfolgen das Ziel, die Treibhausgasemissionen zu senken. Dennoch lassen sich erste Folgen der weltweiten Erwärmung nicht mehr vermeiden. Welche Rolle spielt die Klimaanpassung deshalb aus Ihrer Sicht?
Claus Kunz: Die Anpassung an den Klimawandel, aber auch der Klimaschutz sind enorm wichtig, um sich auf die klimatischen Veränderungen vorzubereiten und die weltweite Erderwärmung zu begrenzen. Auch wenn die Erderwärmung nicht mehr aufgehalten werden kann, mildert jedes vermiedene Grad die Erderwärmung und die damit verbundenen negativen Folgen.
Welche Lösungen kann der Wasserbau bieten?
Wie genau kann Normung da unterstützen?
Normung kann Erfahrungen und technische Erkenntnisse aufgreifen und standardisieren, so dass eine positive Beeinflussung des Klimawandels schneller und übergreifender erfolgen kann. Normen müssen die bereits möglichen Antworten und Praktiken für offene Fragestellungen bündeln. Da die Zeit drängt, sind gute, wenn auch nicht immer hundertprozentige Lösungen gefragt.
Was sind die drei größten Herausforderungen, die im Wasserbau jetzt angegangen werden müssen, um auch in Zukunft klimaresilient zu sein?
Klimaresilienz ist die Fähigkeit, gefährliche klimabedingte Ereignisse, Trends oder Störungen im Zusammenhang mit dem Klima vorherzusehen, sich darauf vorzubereiten und darauf zu reagieren. Daraus ergeben sich auch die drei Herausforderungen: Erstens die zuverlässige Vorhersage der Auswirkungen auf die Wasserwirtschaft. Zum Beispiel durch eine klarere Beschreibung der Klimaszenarien in Bezug auf Abflüsse und Wasserstände. Zweitens müssen die Risiken für die Wasserwirtschaft identifiziert werden, um Prioritäten setzen zu können. Drittens muss auf die Veränderungen reagiert und die Anpassungsstrategien umgesetzt werden.
Wie können Normen und Standards da unterstützen?
Normen können die Best Practice aufgreifen und standardisieren, so dass die Gesellschaft zu klimaresilienten Lösungen – Bauwerken, Infrastrukturen und Praktiken – kommt. Manchmal braucht man nicht nur einen Zahlenwert, sondern eher eine Strategie, um klimaresilient zu sein. Also zum Beispiel die Frage, ob ein Bauwerk vollständig gegen das Klima bemessen werden muss oder ob nicht auch eine Teilbemessung zusammen mit operativen Maßnahmen sinnvoller ist. Dies kann auch in Normen verankert werden.